Die Geschichte zu den 7 Fußfällen

Im Sommer 1996 fand auf Initiative von Frau Irma Treis eine Bildstockwanderung durch die Reiler Gemarkung statt. Bereits dabei gelang es Prof. Dr. Erwin Schaaf, Bewusstsein für diese alten Kulturgüter zu schaffen. Bei dieser Wanderung und den anschließenden Gesprächen wurde deutlich, dass die Bildstöcke umgehend restauriert oder völlig abgeschrieben werden müssten. Bei der genaueren Betrachtung der Bildstöcke stellte sich heraus, dass von ursprünglich 7 Sandsteinhalbreliefs nur noch 4 vorhanden waren. Von diesen war allerdings nur noch ein Relief zu restaurieren (Station 1: Jesus am Ölberg). Bei den restlichen drei war der Verfall schon so weit fortgeschritten, dass eine Restaurierung leider nicht mehr möglich war.

Bei allem guten Willen wurde schnell klar, dass keine offizielle Organisation für den Erhalt zuständig war. Aus dieser Erkenntnis
heraus fasste der Theaterverein 1997 den Beschluss, das Projekt „ Die 7 Fußfälle“ zu starten. Der erste Bildstock wurde 1999 von der Firma Wendhut, Traben Trarbach restauriert und in der Raiffeisenbank Reil der Öffentlichkeit vorgestellt. Die positive Resonanz aus der Bevölkerung ermutigte uns, die vollständige Renovierung anzustreben. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Reil wurde eine neue, 2,4 km lange Wegführung gefunden. Wichtig war uns dabei, dass die Kirche als Ausgangspunkt und die Kapelle „Kirschenkreuzchen“; als Zielpunkt erhalten blieben. Die einzelnen Bildstöcke konnten auf Gemeindeland positioniert werden. Die Ortsgemeinde Reil hat durch Gemeinderatsbeschluss die langfristige Verantwortung für Erhalt und Pflege der Anlage übernommen. Während der Ausführung konnte der Vorstand die nötigen praktischen Fähigkeiten unter den Theaterfreunden aktivieren. Dem heutigen Betrachter der Fußfälle sei empfohlen, sich 320 Jahre in die Geschichte zurückzuversetzen und sich zu bemühen, die Bilder mit dem Empfinden und den Augen der Menschen von damals zu sehen. Durch die dankenswerte Restaurierung und Wiederaufstellung der Fußfälle wird den Einwohnern von Reil ein Stück ihrer Geschichte wiedergegeben.

Die Geschichte der 7 Fußfällen
Kehren wir zurück in das Jahr 1680, in dem die „Reiler Fußfälle“ aufgestellt wurden, und versetzen wir und in die Lage der Menschen von damals. Sie hatten schlimme Zeiten hinter sich und hatten allen Grund, aufs Neue Schlimmes zu befürchten. Sie mussten ihren Lebensweg als Kreuzweg empfinden. Darin sahen sie sich mit Jesus von Nazareth, dem Leidensmann auf dem Weg nach Golgotha verwandt. Sicher suchten sie in der tiefen Gläubigkeit der Menschen jener Zeit Trost in seinen Leiden. Sie sahen sich in seiner Nachfolge und nahmen sein Leiden auf sich in der Hoffnung, dass Gott sie dereinst dafür belohnen werde. Es liegt nahe, dass sie diese Einstellung sichtbar ausdrücken wollten und sich entschlossen, den Leidensweg Christi in Gestalt der sieben Fußfälle in den steilen Wegen ihrer Weinberge darzustellen. So schufen sie ihren eigenen Kreuzweg, der aus dem Tal auf den Bergesrücken führte. Und sicher sind viele leidbeladene Menschen damals und in den folgenden Jahrhunderten diesen Weg gegangen. Nun waren die Reiler Bürger, die sich zur Stiftung ihrer Fußfälle zusammenfanden, nicht die ersten, die sich dazu entschlossen. Andere Orte, so zum Beispiel Kesten, Ürzig und Briedel, hatten es ihnen bereits vorgemacht. Das Thema „Fußfälle“ war zeittypisch, waren doch die Menschen damals allgemein von den gleichen Sorgen geplagt und von der gleichen Frömmigkeit beseelt. Deshalb war es keine Nachahmung, sondern gleiches religiöses Bedürfnis, das zur wiederholten Aufstellung von Fußfällen veranlasste. Die Bildhauer zur Gestaltung der Fußfälle fand man in der Werkstatt der Gebrüder Wolf in Wittlich. Das waren biedere Steinmetze, die den nötigen Kunstsinn besaßen, Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu mit dem Meißel in Sandstein zu setzen. Mit einfachen Mitteln gelang es ihnen, das Wesentliche so darzustellen, dass jedes Bild dem Betrachter anschaulich seine Geschichte erzählt. Einige Stationen sind ihnen als Meisterwerke mit großer Ausdruckskraft gelungen.

Als im Jahre 1648 endlich der ersehnte Frieden in Münster in Westfalen verkündet wurde, war der Krieg an der Mosel noch lange nicht zu Ende, denn hier hatte sich lothringisches Kriegsvolk festgesetzt, dass noch über Jahre hin auf eigene Faust die Bevölkerung schikanierte. Zehn Friedensjahre waren der Bevölkerung gegönnt, sich langsam von den schweren Wunden, die der lange Krieg geschlagen hatte, zu erholen, da kündigte sich von Westen her neures Unheil an. Der kriegslüsterne Franzosenkönig Ludwig XIV., Sonnenkönig genannt, überfiel mit seinen Truppen 1667 die spanischen Niederlande (Belgien) und 1672 Holland. Die Folge waren langdauernde Kriege, die ihren Schatten auch auf das Moselland warfen. Die Leute in Reil konnten zusehen, wie zahlreiche französische Schiffe, mit Kriegsvolk und —material beladen die Mosel abwärts zum Rhein und von dort in die Niederlande fuhren. Im Sommer 1673 rückte eine starke französische Armee gegen jedes Kriegsrecht in den neutralen Kurstaat Trier ein, bezog Quartier und erpresste aus der Bevölkerung hohe Kriegskontribution. In Trier hausten die Franzosen fürchterlich. Rücksichtslos legten sie im Umfeld der Stadt altehrwürdige Klöster und Kirchen in Schutt und Asche. Diese Greueltaten haben sich bestimmt auch an der Mittelmosel herumgesprochen. Im August 1675 wurden die Franzosen von einer Reichsarmee in der berühmten Schlacht an der Konzer Brücke geschlagen. Frieden schlossen sie erst 1678 in Nymwegen. Gleich danach suchte sich der Sonnenkönig ein neues Eroberungsfeld, und er fand es in Gebieten, die irgendwann und irgendwie einmal mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun zusammenhingen. Diese Gebiete erklärte er zu französischem Staatgebiet und schickte sich sogleich an, sie mit Frankreich zu vereinen, zu reunieren, wie man es nannte. Auch die Grafschaft Sponheim mitsamt dem Kröver Reich okkupierte er. Am 17, Mai 1680 erschien ein französischer Kommissar in Traben Trarbach, bestellte alle Bürger auf das Rathaus und verlangte von ihnen, dass sie den Eid auf den Sonnenkönig leisteten. So wurden die Bürger unseres Gebiets Franzosen. 1687 begannen die Franzosen, auf dem Tafelberg über Traben eine gigantische Festung zu errichten, den Mont-Royal (Königsberg).

Weitere Informationen auch unter: https://www.reil-mosel.de/1000-jahre-reil/kunst-und-kultur/

 

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